Andreas Kleinert - Komponist
„Darin erweist sich Andreas Kleinert als gewandter, rhythmisch pfiffiger und einfallsreicher Komponist, dessen musikalische Sprache einfach, aber nicht simpel ist, der Witz (…) und Geist besitzt.“
(Göttinger Tageblatt vom 22.11.2004, Michael Schäfer)
„Der Komponist Andreas Kleinert schlägt Brücken. In seinem Werk überwindet er stilistische Gräben – zwischen Klassik und populärer Musik … Lieber konzentriert er sich auf das Wesentliche: dass die Musik dem Musiker Freude bereitet und den Zuhörer berührt. All das macht seine Musik so modern und zeitgemäß. … Andreas Kleinert schafft mit eigener Handschrift Musikstücke, die gleichermaßen frisch, unterhaltsam und dabei geistreich sind. … Alle Kompositionen … zeichnet eine angenehme Klarheit und eine positive Grundstimmung aus. Gerne lässt der Komponist bezaubernde Melodien auftauchen und setzt unerwartete Abschlusspointen. Andreas Kleinert schreibt nicht nur wunderbare Musik, er kann sie auch selber wunderbar interpretieren…“
(Göttinger Tageblatt vom 20.06.2006, Udo Hinz)
„Sehr lebendig ist diese Musik, sie besitzt eine ansprechende melodiöse Sprache, ist einfallsreich, zeugt von Farbsinn und Geschick in der Instrumentation.“
(Göttinger Tageblatt vom 11.12.2007, Michael Schäfer)
Klangvoller Appell für den Frieden
Von Susanne Ehrlich in Verdener Nachrichten am 4.6.2022
Verden. Ein Wiederhören mit Andreas Kleinert gab es am Donnerstagabend beim Sommerkonzert im Dom. Der Göttinger Musikpädagoge kam mit drei eigenen Liedkompositionen zum Thema Frieden und überraschte das Publikum, in dem manch ein früherer Weggefährte anzutreffen war, mit seinem tief emotionalen, sehr persönlichen Gesangsstil und seiner den ganzen Dom ausfüllenden warmen Stimme.
Kleinert wirkte in den Jahren 1986 bis 1995 als Musiklehrer am Gymnasium am Wall, dessen musikalischen Aktivitäten er unter anderem als Chorleiter wesentliche neue Impulse gab. Er leitete während dieser Zeit das kleine Orchester Verdener Kammermusikfreunde. Die stillen Corona-Jahre nutzte Kleinert um seiner Stimme weitere professionelle Ausbildung zu gönnen. „Ich komponiere seit meiner Kindheit“, erklärte er den Impuls, nun einmal mit eigenen Werken an die Öffentlichkeit zu treten.
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Das erste Lied hieß „Hab Frieden, mein Kind“ und vertonte einen Text der mit Familie Kleinert befreundeten Autorin Sylvia Helferich. Aus dem sehr persönlichen Segen an ein Kind wurde in der intensiven, tief emotionalen Vertonung ein Gebet um Frieden. Die innige und zugleich so kraftvolle Stimme füllte den ganzen Dom. Hier zeigte der Komponist und Sänger seine Seele in aller Offenheit und nahm das Publikum für einen bewegenden Moment mitten hinein.
Das zweite Lied „Das Seufzen der Schöpfung“ vertonte Passagen aus dem 8. Römerbrief. In ihm vertonte Kleinert die für die einen verstörende, für die anderen tröstliche Botschaft, dass alles Elend und Leiden der Welt nichts als notwendige Vorbereitung auf die geistliche Erlösung sei. Beide Elemente, das Entsetzen und der Trost, stehen sich im Kontrast zwischen der ruhevollen Stimme und Benfers aufgewühlter Orgel gegenüber. Das letzte Lied schließlich vertonte den Epheserbrief Vers 10-17 und ist ein Appell für aktiven Widerstand gegen das Böse und Destruktive. Die Orgelstimmen wechseln zwischen Leidenschaft und trostlosen Momenten des Zweifels. Aufregende Reibungen entstehen mit der Singstimme, die als reines Rezitativ Fels in der Brandung ist.
Kleinert wagt es, entgegen dem kompositorischen Mainstream unserer Zeit Ausdrucksformen zu wählen, die authentisch sind und den Hörer direkt erreichen. „Genau das ist es, was ich mit meiner Musik immer versucht habe“, sagte Kleinert über seine Kompositionen.
Michael Schäfer im Kulturbüro Göttingen am 24.06.2019:
„herzwärts“ heißt der Liederzyklus von Andreas Kleinert nach Gedichten von Nikolaus Kahlen, der am Sonnabend im Alten Rathaus seine Uraufführung erlebte. 20 Stücke umfasst die Komposition für Sopran, Bass und Streichorchester mit einer Spieldauer von etwa 80 Minuten, darunter zwei Instrumentalstücke für Solovioline und Streicher, sechs Lieder für Sopran, sechs für Bass und sechs Duette. Zum Zyklus gerundet wird das Werk durch die Wiederkehr der ersten beiden Nummern am Schluss.
Der Göttinger Autor Nikolaus Kahlen ist sowohl musikalisch als auch literarisch hervorgetreten. In seinen Liebesgedichten, die diesem Zyklus zugrunde liegen, zeigt er sich als Ver-Dichter, der Gefühle in schönen, nicht abgegriffenen Bildern beschreibt, etwa „ich vermisse dich / noch immer / ich setze die sonnenbrille auf“ oder „in deinen händen wohne ich“. Das ist unsentimental, eben herzwärts, nicht etwa Herzschmerz. Immer wieder bringt Kahlen den Leser/Hörer zum Lächeln, wenn er beispielsweise den Liebenden erst von einer Sybille sprechen lässt, die nicht mehr da ist („and now my love has gone away“), um mit der Zeile „ich denk schon an christine“ zu enden. Schnell getröstet. Aber Kahlen scheut sich auch nicht vor unmittelbaren Liebesbekenntnissen: „meine seele ist geflutet von wärme und zärtlichkeit / deine liebe: himmelswerk“.
Ursprünglich, so Komponist Andreas Kleinert, war der Zyklus schon vor dreieinhalb Jahren so gut wie fertig. Und Kahlen sollte ihn wohl auch selbst singen – doch gesundheitliche Probleme haben das verhindert. So arbeitete Kleinert den Zyklus in die jetzt gebotene Fassung um und betraute mit den Gesangspartien zwei Solisten der Kammeroper Kassel, an der Kahlen früher ebenfalls mitwirkte: die Sopranistin Sylvia Cordes und den Bass Jochen Faulhammer. Kleinert ist im Brotberuf Musiklehrer am Göttinger Theodor-Heuss-Gymnasium, daneben ist er aber auch ein rühriger Komponist, der mit Orchesterwerken, Solokonzerten, Klavier-, Kammer- und Chormusik, Liedern, Musicals und Jazz hervorgetreten ist. Als Orchester engagierte Kleinert das Concertino Göttingen, bei dem er oft als Konzertmeister zu erleben ist – am Sonnabend selbstverständlich als Dirigent.
Und wie klingt das alles? Sollten Musikfreunde Befürchtungen haben, sich bösen Dissonanzen aussetzen zu müssen, unverständlich konstruierten, neutönerischen Klängen? Man kann sie beruhigen: „herzwärts“ ist eingängig, schmeichelt den Ohren, hat Witz, scheut stellenweise auch nicht die Nähe zur Unterhaltungsmusik. In den Duetten sind die beiden Gesangsstimmen häufig imitierend geführt, vereinen sich dann gern auch in Terz- oder Sextparallelen, was ausgesprochen wohlklingend ist.
Hübsch ist Kleinerts Idee, den Zyklus ganz ohne Worte mit dem zweiten Satz eines Violinkonzerts zu eröffnen: eine betörende Violinkantilene (gefühlsintensiv und differenziert im Ausdruck: der Kasseler Geiger Rüdiger Spuck in der Position des Konzertmeisters), die von einem duftig rhythmisierten Streicher-Pizzicato fast swingend unterlegt ist. Wobei Orchester und Solist auch die Rollen tauschen: Dann dürfen die Orchester-Streicher in Kantilenen schwelgen, begleitet von den feinen Rhythmen des Solisten.
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Umso belebender wirkten die eindeutig andersartigen Nummern, unter denen das Sopranlied „und diese andacht im schattenhof“ besonders hervorsticht. Das ist freier in der Tonalität, besitzt einen ungemein expressiven Mittelteil, in dem die Melodie gleichsam in Fetzen gerissen wird. Im Bass-Lied „ein neuer Tag“ hat sich Kleinert wohl von den eingestreuten englischen Zeilen dazu anregen lassen, einen kleinen Blues zu schreiben. Den Witz des Bass-Liedes „ConStanze“ – Beispielzeile: „constanze ging, ich war ihr wohl zu stumm. / ich trank absinth und nahm ihr nichts mehr krumm“ – hat Kleinert mit subtilem musikalischem Witz nachgezeichnet, der auch das Sopran-Lied „verputzt“ auszeichnet.
Die Gesangssolisten waren gute Interpreten, – stimmlich hell timbriert, im Ton schlank Sylvia Cordes, kraftvoller Bass Jochen Faulhammers... Sehr konzentriert spielten die Concertino-Musiker ihren Part, von Kleinert präzise … geführt.
Apropos Zyklus: Das abschließende Duett „flieg mit zu den sternen“ ist die Wiederholung des einleitenden Violinkonzert-Satzes, diesmal textiert. Nun können die Gesangssolisten in der Kantilene schwelgen – und müssen zum guten Schluss das Streicher-Pizzicato mit bi-di-di-Silben singend imitieren. Ein sehr amüsanter Einfall, der den herzlichen Schlussapplaus im gut besuchten Rathaus noch belebte.
Rezension zur Uraufführung der Cellosonate am 6.5.2017 im Göttinger Tageblatt:
Vielseitig, atmosphärisch-dicht, witzig
Uraufführung von Andreas Kleinerts Sonate im Alten Rathaus Göttingen
Göttingen. Spielfreude, Witz, Virtuosität – das drückt der Göttinger Komponist Andreas Kleinert in seiner Sonate für Violoncello und Klavier aus. Das viersätzige Werk ist am Sonnabend von Cellistin Lucile
Chaubard, für die es geschrieben worden ist, und Pianistin Anne-Céline Barrère im Alten Rathaus in Göttingen uraufgeführt worden.
Minimalistisch ist das Werk. Kleinert benötigt nicht viele Noten, konzentriert sich auf wenige, gut durchgearbeitete Ideen. Als Porträt Chaubards, deren Karriere er seit vielen Jahren bewundernd verfolgt,
will er seine Sonate verstanden wissen. In vier Sätzen – Allegro scherzando, Allegretto ostinato, Adagio und Presto – zeichnet er die Facetten ihres Spiels. Vor fünf Jahren bat ihn die gefragte Solistin, die in Göttingen lebt, um eine solche Sonate. Nun folgten 200 Zuhörer dem vielseitigen, atmosphärisch dichten Stück. Zweistimmig hat es Kleinert,
der am Theodor-Heuss-Gymnasium in Göttingen Musik unterrichtet, angelegt. Da gibt das Klavier ein Thema vor, das Cello greift es auf. Manchmal sind Anklänge an Tango zu hören. Das Publikum klatschte begeistert. Mit dabei waren auch die Mutter
der Cellistin und der Chor La Chorale de Cahors aus der südfranzösischen Heimat der Musikerin. Der Chor will mit dem Orchester Göttinger Musikfreunde zwei gemeinsame Konzerte gestalten...
Udo Hinz schrieb im Göttinger Tageblatt am 20.6.2006 über das Komponistenporträ Andreas Kleinert:
"Eigene Handschrift
Komponistenporträt Andreas Kleinert
Der Komponist Andreas Kleinert schlägt Brücken. In seinem Werk überwindet er stilistische Gräben – zwischen Klassik und populärer Musik, zwischen Schulmusik und Bühnenmusik. Lieber konzentriert er sich auf das Wesentliche: dass die Musik dem Musiker Freude bereitet und den Zuhörer berührt. All das macht seine Musik so modern und zeitgemäß. Die Musikfreunde Bovenden stellten am Sonntag den Göttinger Komponisten und Musiklehrer mit einem Komponistenporträt ausführlich vor.
Die Trennung der Musik in E- und U-Musik sei der Tod der Musik, erklärte Kleinert. Der Komponist ist deshalb ein Suchender nach Neuem – und ein Finder. Das gut besuchte Konzert zeigte die Vielfalt seiner vorwiegend neueren Arbeiten: orchestrale Werke neben Kammermusik, das Kunstlied neben einem humorvollen plattdeutschen Lied, Klaviermusik neben schwungvoller Schülermusik mit Blasinstrumenten, Gitarren und Schlagzeug.
Amüsante Zwiegespräche
Andreas Kleinert schafft mit eigener Handschrift Musikstücke, die gleichermaßen frisch, unterhaltsam und dabei geistreich sind. Ein Duo „Vivace“ für Violine und Viola wird zum amüsanten Zwiegespräch. Frühe Liedvertonungen von Gedichten Wolfgang Borcherts unter dem Titel „Laternenträume“ (geschrieben 1983/84) – vorgetragen von Sabine Birkenfeld mit Mechthild Kiefer als Klavierpartnerin – changieren von getragenen zu atmosphärischen bis zu rasanten Tonbildern. Augenzwinkernd swingt sein Streichquartett „Up & Down“. Die Klavierstücke „Kangoroo“ und „4 up & 4 down“, gespielt von Mechthild Kiefer, sind temperamentvoll und energiegeladen.
Großes Format
Der 49-jährige Komponist bewies in zwei Orchesterwerken, wie sehr ihm auch das große Format liegt. Das „Concertino Göttingen“ stellte mit beeindruckender Brillanz sein „Scherzo concertante für Kontrabass und Streichorchester“ aus dem Jahre 2003 (Solo: Maria Soltesz) sowie – als Uraufführung – das 2004 komponierte, facettenreiche „Concertino per violino solo e ‚Concertino‘“ (Solo: Almut Seidel) vor.
Alle Kompositionen des Abends zeichnet eine angenehme Klarheit und eine positive Grundstimmung aus. Gerne lässt der Komponist bezaubernde Melodien auftauchen und setzt unerwartete Abschlusspointen. Andreas Kleinert schreibt nicht nur wunderbare Musik, er kann sie auch selber wunderbar interpretieren: Am Sonntag griff er immer wieder selber zur Violine, zupfte die Gitarre, sang und dirigierte das Orchester."
Udo Hinz
Am 18. Mai 2011 um 20 Uhr in der Johanniskirche Göttingen wurde ein Auftragswerk von Lewis Wong (Violine, New York) und Chelsea Chen (Orgel) uraufgeführt mit dem Orchester Concertino Göttingen unter Leitung des Komponisten.
Michael Schäfer schrieb im Göttinger Tageblatt:
"All dies aber war nur Präludium zu dem Werk, das die Neugier der Zuhörer besonders geweckt hatte: die Vertonung des 146. Psalms als Konzertstück für Violine, Orgel und Orchester des Göttinger Komponisten Andreas Kleinert, die an diesem Abend ihre Uraufführung erlebte. Solisten, zugleich Auftraggeber der Komposition, waren Wong und Chen, den Tuttipart übernahm das gut vorbereitete, konzentriert musizierende Kammerorchester Concertino Göttingen, die Leitung hatte der Komponist. Vor allem im Anfangsteil war eine spannende Musik zu erleben, rhythmisch lebendig, abwechslungsreich im Ausdruck, mit stellenweise ungewöhnlichen, aber reizvollen Klangfarben. Sehr virtuos ist der Solopart angelegt, den Wong und Chen zupackend und mit großer Intensität gestalteten. In den abschließenden zehn Variationen über den Choral „Du, meine Seele, singe“ – mit einem besonders virtuosen Orgelpart, den Chelsea Chen souverän beherrschte – hat Kleinert des Guten zu viel getan, dieser Teil könnte eine Straffung vertragen. Dennoch nahm das wirkungsvolle Werk auf Anhieb das Publikum gefangen. Der begeisterte Schlussbeifall war weit mehr als eine Geste der Höflichkeit."
und am 19. Mai 2011 um 19 Uhr im Dom zu Verden, begleitet vom Orchester Sinfonietta Aller-Weser, ebenfalls unter Leitung des Komponisten.
Rezension im Bremer Weser-Kurier:
Von Susanne Ehrlich
"Verden. Uraufführung auf der Westempore: Im Dom ließ Schulmusiker und Komponist Andreas Kleinert sein jüngstes Werk aus der Taufe heben, und mit der Wahl des Orchesters hatte er sich engagierter Paten versichert. Bereits zwei Jahre zuvor hatte er die Sinfonietta Aller-Weser in einem begeisternden Sinfoniekonzert dirigiert, viele der Musiker erinnern sich gern an Konzerte der Verdener Kammermusikfreunde unter seinem Stab.
Für Kleinert, seit über 15 Jahren Studienrat an einem Göttinger Gymnasium, begann in Verden seinerzeit nicht nur die pädagogische, sondern auch die kompositorische Karriere, die seitdem in einem reichhaltigen Opus ihren Niederschlag fand. Der New Yorker Violinvirtuose Lewis Wong, der 2007 ein Violinwerk Kleinerts uraufführte und durch eine New Yorker Stiftung ermächtigt ist, Kompositionsaufträge zu vergeben, bestellte das jetzt erstmals erklingende Werk für Orgel, Violine und Orchester für sich und seine Orgelpartnerin, die mit erst 27 Jahren in den USA bereits hoch anerkannte Chelsea Chen...
Der zweite Teil des Programms war Andreas Kleinerts spannender Auseinandersetzung mit existenziellen Fragen des modernen Christentums gewidmet. Das Werk gliedert sich gleichsam in unterschiedliche Partitionen, die sich inhaltlich stark aufeinander beziehen, formal jedoch im sehr frei wechselnden Einsatz unterschiedlichster Stil-, Form- und Klangelemente voneinander abgrenzen. Es fesselt durch sein eindrucksvolles Kontrastspiel zwischen spröder Tonreihung und inspirierter Melodik, zwischen Atonalität, erregend inszenierter Dissonanz und geradezu verstörend schöner Harmonik.
Leidenschaftlicher Diskurs
Meisterhaft verstand es Kleinert, die Sinfonietta Aller-Weser, die Orgel und die Solovioline miteinander in Bezug zu setzen. Man erlebte einen leidenschaftlichen Diskurs, in dem die Rollen des Fragenden, des Wissenden und des Versöhnenden immer wieder getauscht wurden. Die geradezu schmerzliche Intensität der engen Reibungen, die schwebenden Dissonanzen, die immer wieder wie durch Magnetnadeln in harmonische Wendungen gezogen wurden, die hinreißende Klarheit der über breite Phrasen zelebrierten solistischen Violinkantilenen, die konzentrierte Zuwendung und Einfühlsamkeit des Orchesters, das in seinen gelegentlichen wilden Eruptionen ebenso glänzte wie in seinen romantischen Einwürfen von edler sinfonischer Klangwucht - man wusste kaum, wie einem geschah und was da passierte - aber man wollte mitten darin sein.
Wüste Landschaften wurden innerhalb von Sekunden zu Visionen vom blühenden Paradies; der einzige schrille Ton der Geige, ein gequälter Schrei, wurde aufgefangen in der Wärme einer großen Orgel-Harmonie, und schließlich tasteten sich nach den Sternen greifende Arpeggien zum ersten Formen der Melodie "Du meine Seele singe". Der Text dieses Kirchenliedes ist Paul Gerhards Übertragung des 143. Psalms. Mit der Hinwendung zu diesem Glaubenszeugnis schlug Kleinert am Schluss eine tragfähige Brücke zu neuen authentischen Ausdrucksformen musikalischer Geistlichkeit, und in seinen durch die Stile und Zeiten wandelnden Choralvariationen wurde der uralte Psalm zugleich mit dem alten Choral jung und neu."
Zur Matineé "es wird einmal" im Foyer der Freien Waldorfschule Göttingen schrieb Matthias Körber im Göttinger Tageblatt am 22.2.2012: "Gesänge zwischen Himmel und Erde"
"... Doch wenn Gneist ihr „Verdicht“ mit dem Titel „Wurzel tief“ zunächst selbst vorträgt, es dann von Meret Burkhard singen lässt, es schließlich im Zwiegespräch von Flöte (Gneist) und Klavier (Kleinert) nachklingen lässt, dann stellt sich das Gefühl eines gelungenen Experiments ein. Zuletzt kräuselt es sich im Wind der Querflöte wie florales Arabeskenwerk, ein kleines Siegesfähnchen des Lebens. Zu großer Wirkung verhilft die Sängerin Meret Burkhard mit ihrem vollen, schönen Sopran auch den Kompositionen Andreas Kleinerts: Hier ist es das voller Hingabe gezeichnete Portrait einer Katze, das die Besucher fasziniert. Kleinert selbst tritt mit Eigenkompositionen für Klavier und Geige hervor. In den beiden Teilen des „Lamento“ für Klavier findet der Zuhörer Halt in Akkorden, um die herum lockeres Zierwerk ohne konkreten Tonartbezug drapiert ist. Den Eindruck großer Konzentration vermittelt der Göttinger dann auch in seiner Bergpark-Fantasie sowie demStück „Tears“ für Violine solo. Fahle Flageolett-Töne münden hier in Passagen von doppelgriffiger Klanglichkeit, die dem Hörer Raum für eigene Assoziationen lassen.
Nach der Uraufführung von „Adagio und Fuge“ für Streichorchester in der Hamburger Musikhalle am 10. Juni 1982 schrieb Heinz Forgber im Hamburger Abendblatt:
„Der Komponist am Geigenpult
Adagio und Fuge in a-Moll von einem Komponisten des Jahrgangs 1957: das ist erstaunlich konservativ. Andreas Kleinert schrieb das Werk für die Streicher des Wandsbeker Kammerorchesters, dem er als Konzertmeister am ersten Geigenpult angehört. Die Uraufführung in der Kleinen Musikhalle fand verdienten Beifall. Auch Bach und Reger hätten ihre Freude an der weit ausgesponnenen Fuge gehabt. Das klar aufgebaute Adagio würzte Kleinert mit harmoniefremden Tönen.“
Michael Schäfer im Göttinger Tageblatt vom 17.6.2006:
"Tageblatt-Interview mit dem Komponisten Andreas Kleinert
Stücke, die für junge Schüler spielbar sind und gefällig klingen
Andreas Kleinert, geboren 1957 in Hamburg, ist Musiklehrer am Göttinger Theodor-Heuss-Gymnasium und Komponist. Ein Porträtkonzert am Sonntag um 18 Uhr im Bürgerhaus Bovenden präsentiert ausgewählte Werke. Michael Schäfer hat Andreas Kleinert nach seiner Musik befragt.
Tageblatt: Haben Sie schon als kleiner Junge davon geträumt, Komponist zu werden?
Kleinert: Geträumt nicht: Ich habe schon als Sechsjähriger kurze Stücke geschrieben. Was Kindern so einfällt: Kleine Duos für die Instrumente, die ich spielte, Glockenspiel, Blockflöte, später auch Violine. Seitdem habe ich nie aufgehört zu komponieren. Meine Tochter Insa übrigens hat noch früher angefangen zu komponieren als ich: mit vier Jahren. Jetzt ist sie 13.
Wie kamen Sie zur Musik?
Vor allem durch meinen Grundschullehrer. Der hat schnell herausgefunden, dass ich ein gutes Gehör habe, und hat gesagt: Andreas sollte Geige lernen. Das haben meine Eltern wohlwollend unterstützt, ohne mich zu etwas zu drängen. Auch später bin ich viel gefördert worden: durch meinen Lehrer im Schulorchester, der mir kostenlos Kompositionsunterricht gegeben hat, und durch dessen Vater, der an der Hamburger Musikhochschule unterrichtete und mich kostenlos im Tonsatz ausgebildet hat. Das hätten meine Eltern nie bezahlen können. So ergab sich für mich der Glücksfall, dass ich am Studienbeginn den Stoff des Grundstudiums schon gelernt hatte.
Im Hauptberuf sind Sie Lehrer am Theodor-Heuss-Gymnasium in den Fächern Musik und Geographie. Wann kommen Sie zum Komponieren?
Vor allem in den Ferien, nachmittags, am Wochenende.
Welche musikalischen Vorbilder haben Sie?
Ich habe keine expliziten Vorbilder. Man wird aber sicher so etwas wie Prokofiew, Hindemith, Strawinsky, vielleicht auch Schönberg heraushören, manchmal auch alles durcheinandergerührt.
Haben Sie Lieblingskomponisten?
Schwer zu sagen. Vielleicht Brahms oder Mahler – aber das ist nicht so festgelegt.
An welches Publikum richtet sich Ihre Musik?
Ich habe verschiedene Adressaten. In letzter Zeit habe ich viel pädagogische Musik geschrieben: Stücke, die für junge Schüler spielbar sind und die gefällig klingen. Davon gibt es gar nicht so viele auf dem Markt. In den letzten Jahren habe ich mich immer mehr damit beschäftigt, Stücke zu schreiben, die mit relativ wenig Probenaufwand darstellbar sind. Es hat lange Jahre gedauert, bis ich zu dem stehen konnte, was ich heute mache: Nach dem Musikstudium erwarten ja alle, dass man Avantgardist wird. Mir sind solche Schubladen verhasst. Ich möchte mich auch nicht in die Schublade eines pädagogischen Komponisten stecken lassen; meine Ambitionen reichen weiter, wie die am Sonntag zu hörenden Orchesterwerke und die Wolfgang-Borchert-Lieder zeigen. Ich möchte Musik für Musiker komponieren, die sie gerne spielen und die interessant für sie ist.
Zur Aufführung des Concertino für Violine und Orchester im Rahmen eines Sinfoniekonzerts der Sinfonietta Aller-Weser ( sinfonietta-aller-weser.de ) am 15. Februar 2009 in der Kirche in Lunsen unter der Leitung des Komponisten schrieb Susanne Ehrlich im WESER KURIER / Verdener Nachrichten am 18.2.2009:
"Strahlkraft und Leidenschaft - Sinfonietta Aller-Weser musiziert in der Lunser Kirche
Thedinghausen-Lunsen. Genau das Richtige für einen nasskalten und trüben Wintertag: Mit der Sinfonietta Aller-Weser unter Gastdirigent Andreas Kleinert wurde die Evangelische Kirche zu Lunsen von Strahlkraft, Leidenschaft und Energie erhellt. Gut hundert Besucher erlebten ein Konzert, das mit einem Profi-Orchester im illustren Konzertsaal kaum beglückender hätte sein können.
Rund vierzig Musiker aus der Region fanden sich im Oktober 2007 zusammen und erarbeiten nun jährlich zwei Konzertprojekte mit wechselnden Dirigenten. Kleinert, seit knapp 15 Jahren als Studienrat in Göttingen tätig, wurde in Lunsen mit besonderer Freude aufgenommen. Als Musikpädagoge des Gymnasiums am Wall leitete er viele Jahre die "Verdener Kammermusikfreunde". Eine ganze Zahl fester Mitglieder der Sinfonietta verdankt ihm ihre ersten Orchester-Erfahrungen...
Doch nicht nur als musikalischer Leiter, sondern auch als
Komponist verstand es Kleinert, sein Ensemble ebenso wie das Publikum zu begeistern. Mit der Aufführung seines Concertino für Violine und Orchester, das der Solistin des Abends persönlich zugeeignet ist, erlebte man ein Stück zeitgenössischer Musik. Das hat es verdient, noch viele Male und vor möglichst einflussreichen Ohren zu erklingen.
...
Auch wenn viele Komponisten, illustre Kritiker und Kultursponsoren das Gegenteil behaupten: Eine Komposition des 21. Jahrhunderts kann und darf schön sein. Man kann durchaus noch Neues erfinden, das mit Gewinn und Genuss anzuhören ist - einmal ganz davon abgesehen, dass auch das Streichen hinter dem Steg oder auf dem Korpus, das äolische Jaulen und Zirpen längst nicht mehr neu sind. Andreas Kleinert zumindest konnte mit seinem Concertino das Publikum derart fesseln und verzaubern, dass es am Ende begeistert ein Da Capo des zweiten Satzes forderte.
Der erste Satz malt Sehnsucht und Leidenschaft in sehr intimer Tonsprache, zugleich romantisch und voller Überraschungen, die alle Klangmöglichkeiten des Instrumentes ausloten, ohne im Geringsten beliebig oder auch nur effekteifrig zu wirken. Zwingend und voll Spannung wird das musikalische Geschehen entwickelt und zum leidenschaftlichen Höhepunkt geführt. Mit müheloser Virtuosität und Inspiration gestaltete die Solistin Almut Seidel das ihr auf den Leib geschriebene Werk. Im zweiten Satz mit seinem wunderbar präzise und voluminös gestalteten Pizzicato-Klanggrund und den rhythmisch gegenläufigen Stakkati der Streicher und Bläser brillierte Seidel mit warmen, flüssigen Registerwechseln über alle Oktaven, federleicht, graziös und wie selbstvergessen.
Der dritte Satz, mit seiner eulenspiegelhaften Verspieltheit wie eine Verneigung vor Prokofjew anmutend, ließ die Violine rasant zwischen den Lagen umher springen bis in höchste spitzige Höhen, mal Keckheit und mal äußerste Bangigkeit malend, so als habe da jemand erst übermütig gehandelt und dann ganz erschrocken die Folgen erwägt. In höchster Erregung und mutig-trotzigem Aufbegehren endet dieses hinreißend lebendige und interessante Werk, das man gern auf der Stelle ein zweites Mal gehört hätte...
Und wie auch draußen der Winter tobte - wer dieses Konzert gehört hat, dem konnte er nichts mehr anhaben.
Der amerikanische Geiger Lewis Wong, artist-in-residence beim Trocaire College in New York, gab die Fantasia für Violine und Orchester im Jahr 2006 beim Komponisten in Auftrag. Die Uraufführung fand statt am 9. Dezember 2007 um 20 Uhr in der Johanniskirche Göttingen. Solist war der Auftraggeber; er wurde begleitet vom Orchester Göttinger Musikfreunde unter der Leitung von Johannes Moesus.
Im Göttinger Tageblatt schrieb Michael Schäfer am 11.12.2007:
"Mit einer erfolgreichen Uraufführung konnte das Orchester Göttinger Musikfreunde in seinem Weihnachtskonzert aufwarten. Zusammen mit dem Solisten Lewis Wong hob es die Fantasia für Violine und Orchester von Andreas Kleinert aus der Taufe.
Synkopen, so hört man, soll auch schon seine komponierende Tochter verwenden. Kein Wunder bei dem Göttinger Musiker und Musikpädagogen Andreas Kleinert: Solche Rhythmen haben es ihm angetan, wie seine 2006 komponierte, am Sonntag in der Göttinger Johanniskirche uraufgeführte „Fantasia für Violine
und Orchester von Andreas Kleinert aus der Taufe.
Synkopen, so hört man, soll auch schon seine komponierende Tochter verwenden. Kein Wunder bei dem Göttinger Musiker und Musikpädagogen Andreas Kleinert: Solche Rhythmen haben es ihm angetan, wie seine 2006 komponierte, am Sonntag in der Göttinger Johanniskirche uraufgeführte „Fantasia für Violine und Orchester“ beweist. Rhythmisch äußerst pfiffig sind die beiden bewegten Eckstücke, die einen langsameren Mittelteil (Andante grazioso) umrahmen.
Sehr lebendig ist diese Musik, sie besitzt eine ansprechende melodiöse Sprache, ist einfallsreich, zeugt von Farbsinn und Geschick in der Instrumentation. Viel zum laut beklatschten Erfolg dieser Uraufführung trug die Kunst des Solisten bei, sein satter, tragfähiger Ton, seine Virtuosität, seine straffe, zielstrebige Gestaltung."
Zur Uraufführung des Scherzo concertante für Kontrabass und Streichorchester schrieb Michael Schäfer am 22.11.2004 im Göttinger Tageblatt:
"Einfach, nicht simpel - Orchester Concertino Göttingen im Rathaus
Mit einer veritablen Uraufführung wartete das Orchester „Concertino Göttingen“ am Sonnabend im Alten Rathaus auf. Andreas Kleinert, Musiklehrer am Theodor-Heuss-Gymnasium, hat für seinen Bruder Gerhard – seit 1995 Solokontrabassist am Philharmonischen Staatsorchester Hamburg – ein hübsches „Scherzo concertante“ in Form von Variationen geschrieben, das der Widmungsträger aus der Taufe hob.
Darin erweist sich Andreas Kleinert als gewandter, rhythmisch pfiffiger und einfallsreicher Komponist, dessen musikalische Sprache einfach, aber nicht simpel ist, der Witz („Fuchs, du hast die Gans gestohlen“-Zitat) und Geist besitzt. Bruder Gerhard spielte seinen Part souverän und erntete ebenso wie der Komponist herzlichen Beifall."
Claudia Oelke schrieb über die Uraufführung von "Trikotfarbe weiß" durch die Mitteldeutsche Barock Compagney am 5.10.2008 im Göttinger Tagebaltt vom 11.10.2008:
"Entgegen des barocken Repertoireschwerpunktes der Musiker wurde auch eine Jubiläums-Komposition Kleinerts aufgeführt, die trotz ihres „farblosen“ Titels „Trikotfarbe: weiß I“ das Programm um interessante klangliche Farbtöne bereicherte.
Ohne schwarze Tasten
Mut zur klanglichen Varianz zeigten die Musiker allerdings in Kleinerts Uraufführung „Trikotfarbe weiß I“, das seinen Titel zum einen aus dem Fehlen der schwarzen Tasten, also der Vorzeichen, bezieht, und zum anderen anlässlich seines Entstehungszeitpunktes im Sommer 2008 durch die Trikots der deutschen Fußballnationalmannschaft inspiriert wurde. Dieses kurze Werk, ein für Streichorchester umgeschriebenes Duett für Violine und Bratsche von Kleinert, lebt durch einen bewegten Rhythmus und das Ineinanderweben verschiedenster Instrumentalduette und Klangfarben. In diesem Werk zeigten sich die vor allem in der Barockmusik beheimateten Musiker durchaus in der Lage, auch moderne Musik zu präsentieren und das Publikum bedankte sich sowohl bei den Musikern als auch bei Kleinert am Ende mit reichem Beifall."
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